Paweł Klint
Der andersgläubige Adel im südwestlichen Großpolen (in der Gegend von Leszno/Lissa und Śmigiel/Schmiegel) im 16. bis 18. Jahrhundert
Großpolen war ein Ort, an den sehr schnell die ersten Anzeichen der Reformation gelangten. Schon am Anfang der 20er Jahre des 16. Jahrhunderts, d.h. wenige Jahre nach dem Auftritt Martin Luthers, waren Bürger Poznańs im Besitz von den in Deutschland herausgegebenen Büchern, die in Polen verboten waren und die die neuen Ideen verbreiteten. In den 30er Jahren des 16. Jahrhunderts hat der polnische Adel religiösen Flüchtlingen gerne Asyl gewährt. Infolge dessen hat sich die Reformation auf den Gebieten der beiden großpolnischen Woiwodschaften erfolgreich entwickelt. Sehr aktiv beteiligte sich der Adel an der Reform der Kirche. Unter denen, die als erste den neuen Glauben in Großpolen angenommen haben, waren die Mächtigen im Lande Mitte des 16.Jhs: Andrzej Górka, Jakub Ostroróg und Jan Krotoski.
Die meisten Anhänger der Reformation befanden sich am westlichen Rand von Großpolen, nahe an der Grenze zu Schlesien und Brandenburg: im ziemia wschowska/im Fraustädter Land, in der Nähe von Kościan/Kosten und Międzyrzecze/Meseritz, auch im Kreis Wałcz/Deutsch Krone. In diesen Gebieten hat die Reformation eine dauerhafte Spur hinterlassen. Kontakte des hiesigen Adels mit dem schlesischen und brandenburgischen – auch wegen der Familienbeziehungen – haben dazu geführt, dass die Bewohner von Großpolen das Luthertum angenommen haben. Jedoch war das Luthertum nicht die einzige Glaubensrichtung beim Adel. Im südlichen Teil Großpolens gab es unter dem Adel viele Anhänger der Kirche der Böhmischen Brüder. Das Zentrum dieses Glaubensbekenntnisses wurde Leszno, das sich im Besitz der Leszczyński-Magnaten befand, die ganz offen die Böhmischen Brüder unterstützt haben. Gleichzeitig hat eine andere großpolnische Stadt ihren Beitrag zur Glaubensfrage in der Republik Polen beigesteuert – Śmigiel. Die Stadt wurde zu einem wichtigen Zentrum des polnischen Anti-Trinitarianismus. Die Koexistenz von mehreren Glaubensrichtungen auf einem Gebiet hat eine interessante Geschichte der Reformation im südlichen Großpolen bis zum Ende des 18. Jahrhunderts verursacht, in der der hiesige Adel eine große Rolle gespielt hat.
Die Lage der Protestanten hat sich noch im 18. Jh. verschlechtert. Während des Nordischen Krieges haben Andersgläubige aus Großpolen Stanisław Leszczyński gegen August den II. unterstützt. Die Niederlage von Leszczyński hat die nächste Restriktionswelle gegen Protestanten verursacht. Auf Grund der Verfassung des Sejm Niemy im Jahre 1717 wurde festgelegt, dass nur diejenigen protestantischen Kirchen weiter funktionieren dürfen, die schon vor dem Jahr 1632 existierten, alle anderen sollten zerstört werden. Auf diese Weise gingen viele Kirchen verloren, u.a. in Świdnica/Schweidnitz (Siedlnica/Zedlitz) und Wygnańczyca. Trotzdem blieben weiterhin das Fraustädter Land/ziemia wschowska und das Gebiet östlich von Leszno Stützen des Protestantismus. Mitte des 17. Jahrhunderts behaupteten sich noch die Kirchen der früheren Böhmischen Brüder in Jędrzychowice/Hennersdorf, Lasocice/Lasswitz und Leszno und viele lutherische Kirchen u.a. in Bojanowo, Szlichtyngowa/Schlichtingsheim und im königlichen Wschowa, das von den Lutheranern dominiert wurde. Dem evangelischen Adel wurden 1736 die politischen Rechte entzogen. Der Adel hatte keine Möglichkeit mehr im Sejm oder in den Ämtern mit zu wirken. Das führte dazu, dass sich viele Mitglieder protestantischer Familien zu einer Karriere in der preußischen und schwedischen Armee entschieden, oder an den preußischen Königshof gingen. Viele Zweige protestantischer Familien im Süden Großpolens, u.a. von Bronikowski, Kurnatowski, Mielęcki, Potworowski und Żychliński haben sich entschieden, den Katholizismus anzunehmen, und weitere Mitglieder der Bronikowskis und Żychlińskis sind in den deutschen Kulturraum übergewechselt und haben sich noch vor der preußischen Besetzung Großpolens ganz bewusst der Germanisierung unterworfen.
tłum. Izabela Warciarek, Renate Sternel